Kolumne 25

Paris - „Ich habe heute nichts zu tun, außer fröhlich zu sein.“

Liebe Gartenfreundinnen und -freunde,

 

In den nächsten Kolumnen werde ich, unter anderem, von Ausflügen in Ortschaften, Städte oder Länder berichten, die auch im Winter eine Reise wert sind. Allen gemeinsam ist mein Blick auf schöne Landschaften und/oder gelungene Parkanlagen.

 

„Paris ist immer eine gute Idee.“

Audrey Hepburn, 1929–1993, britisch-niederländische Schauspielerin

 

Vor einer Woche besuchte ich mit meiner Tochter Jule einen meiner beiden Söhne, und zwar Felix, in Paris. Er studiert noch bis Ende des Jahres dort. Wir hatten zwei halbe Tage Zeit, möglichst viele kleine, feine Cafés und Restaurants in schönster grüner Kulisse kreuz und quer in Paris abzulaufen. Das mit der schönen Kulisse fällt in Paris nicht schwer. Es ist vielmehr die Auswahl, die man treffen muss, damit die Zeit auch intensiv bleibt und einen Erholungswert bietet.

 

„Paris bedeutet laufen.“

Victor Hugo, 1802–1885, französischer Schriftsteller und Politiker

 

Da wir zur klassischen Kaffeezeit in Paris eintrafen, steuerten wir als erstes ein grünes und architektonisches Juwel an: den Petit Palais.

 

 

„Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

 

Pablo Picasso, 1881–1973, spanischer Maler und Bildhauer

 


 

Das Petit Palais ist ein ehemaliger Ausstellungspavillon der 1900 in Paris ausgerichteten Weltausstellung. Heute beherbergt er das städtische Museum der schönen Künste, Musée des Beaux-Arts zwischen der Seine und der Avenue des Champs-Élysées. Im Innenhof des Petit Palais liegt ein wunderschöner, gepflegter Garten mit Teichen und exotischen Pflanzen. Hier kann man in himmlischer Ruhe unter Arkaden sitzend und im Café und Restaurant das Leben genießen. Und noch dazu auf wertigen, schönen Fermob Gartenmöbeln. Ich muss gestehen, dass ich seit einiger Zeit schon ein großer Fan dieser Gartenmöbel aus Metall bin. In Paris stehen sie in vielen öffentlichen Parks in rauen Mengen zur freien Benutzung.

 

 

„Ich habe heute nichts zu tun, außer fröhlich zu sein.“

 

Paul Simon, amerikanischer Musiker und Songwriter

 

Grüne Oasen ziehen sich durch die ganze Stadt: Jardin du Luxembourg, Tuileriengarten, Parc de la Villette, der Bois de Boulogne und viele mehr. Wir steuerten das grüne Refugium Promenade plantée an. Diese Promenade ist ein 4,5 Kilometer langer Parkwanderweg auf einer ehemaligen Eisenbahntrasse. Die Umgestaltung dieser bepflanzten Promenade wurde 1993 durch Patrick Berger (Architekt) sowie Philippe Mathieux und Jacques Vergely (Landschaftsarchitekten) umgesetzt. Zu Ehren des Mannes, der der politischen Ökologie in Frankreich zum Durchbruch verhalf, wurde sie mittlerweile in Coulée verte René-Dumont umbenannt.

 

 

Linden, Haselbüsche, Rosensträucher und Kletterpflanzen an Bögen und Pergolen prägen diesen grünen Freiraum, der im Übrigen übers ganze Jahr hinweg von städtischen Gärtnern top gepflegt und gehegt wird.

 

 

Der grüne Weg in luftiger Höhe im 12. Arrondissement ist linear angelegt und weltweit der erste seiner Art. 2009 wurde er Vorbild für den High Line Park in New York. Dort übernahm den Pflanzplan kein geringer als der Stardesigner und von mir sehr geschätzte Gartengestalter Piet Oudolf aus den Niederlanden.

 

Auf dem Weg zu unserem abendlichen Restaurant kamen wir an vielen schönen Stauden- und Gräserinseln vorbei, die die großen Straßen säumen. Kreisverkehre mit üppigen Miscanthushorsten (Chinaschilf), ausuferndem Polygonum (Knöterich) und überschäumender Gaura (Prachtkerze). Wieso sind solche frohstimmenden, grünen Straßenbilder eigentlich bei uns in Deutschland so selten zu finden? Ich hoffe sehr, dass sich das in den nächsten Jahren ändern wird. Dafür muss allerdings Geld in die Hand genommen werden, um den Wert solcher grünen Refugien schätzen zu lernen.

 

„Die Leute müssen verstehen, dass die Natur wichtig und wertvoll und wunderschön und eine pure Freude ist.“

 

David Attenborough, britischer Tierfilmer und Naturforscher

 

 

Wieder zuhause in Köln setzte ich mich am anderen Morgen erst einmal auf unseren bisher ersten und einzigen Bistro Stuhl von Fermob. Und ich denke sofort an die Pariser Parks zurück. Und da mich die Geschichten von gestalteten Orten und designten Gegenständen schon immer sehr interessieren, hier ein kleiner historischer Exkurs zum Fermob Bistro Stuhl:

 

Im Jahr 1889 fand eine der bisher mittlerweile 7 Weltausstellungen in Paris statt. Der Eifelturm zeigte sich in diesem Jahr fertiggestellt dem Lichte der Öffentlichkeit. Entlang der Seine versorgten Limonadenstände die flanierende Bevölkerung mit Getränken und ein gewisser Edouard Leclerc meldete ein Patent für die Erfindung eines Gelenkstuhls an. Der Stuhl galt für ihn als Steuersparmodell, da er so keine Gewerbesteuer für eine feste Terrasse bezahlen musste. Der Bistro Stuhl ließ sich nämlich einfach zusammenklappen.

 

Kurz darauf erwarb die Familie Segeral das Patent für diesen Stuhl. Sie besaßen seit Generationen eine Schmiede. 1977 wurde das Unternehmen dann von Neyrat-Peyronie gekauft und 1989 der Name Fermob geboren. Die Omnipräsenz dieses genialen Klappstuhls im Frankreich des späten 19. Jahrhunderts wird auch durch die Tatsache verdeutlicht, dass der Impressionist Vincent van Gogh das Möbel auf einigen seiner Bilder verewigte.

 

Diese Bistro Stühle werden in der ganzen Welt verkauft – allein in Frankreich bisher über eine Million.

 

Und einer steht bei uns im Garten.

 

„Wir haben Fröhlichkeit nötig und Glück, Hoffnung und Liebe.“

 

Vincent van Gogh, 1853–1890

 

 

Und während ich so dasitze auf unserer schönen Terrasse, fällt mein Blick auf unsere unzähligen Terracotta-Töpfe – mit Agapanthus bepflanzt. Ich finde sie als Topfkultur einfach fantastisch. Mit ihren dynamischen, frisch grünen Blättern erfreuen sie uns das ganze Jahr über. Sie bleiben im Winter grün, müssen allerdings von Dezember bis März am besten an einer Hausseite geschützt gestellt werden. Wir decken sie an frostigen Tagen im Winter mit Winterflies und Jutebahnen ab. Sonst würden sie den Winter nicht gut überleben. Sie kommen ursprünglich aus Südafrika und wachsen dort im offenen Grasland und in felsigen Gebieten. Die wintergrünen Arten meist in küstennahen und milden Gegenden.

 

Ihre wunderschönen Blütenbälle zeigen sich sensationell lange im Sommer. Von Juli bis September zeigen sich die Schmucklilienblüten auf langen Stielen in einem rundlichen, endständigen Blütenstand.

In unserem Garten sind sie die Erweiterung der vielen schönen Alliums mit ihren leuchtend purpurvioletten Blütenbällen, die ihren Auftritt im Beet zwischen Mai und Juni haben.

 

Auf ihre Blütenpracht im nächsten Jahr freue ich mich jetzt schon.

 

 

Durch die Blume gesagt…

 

„Gärten sind Heilung, Gärten sind Trost und Seligkeit, auch über die Jahrzehnte immer intensiver werdende Schönheit. Gärten sind eine Schule der Jahreszeiten und des Staunens. Sie sind an heißen Tagen Orte der Kühle und immerzu Einladung zur Besinnung. Gärten sind spirituelle Inspiration, machtvolle Gebiete in die sich ausgelaugte, wunde Wesen zur Erholung retten können. Gärten sind Orte des Friedens, des Respekts vor der Natur und der gesamten Schöpfung. Sie sind Glücksdepots, die jeder Besucherin und jedem Besucher helfen zur Besinnung zu kommen. Überall gibt es zu wenig davon. Wir würden als wirksame Batterien weltweit zahllose neue, für jedermann öffentlich zugängliche, Parks und Gärten benötigen.“

 

André Heller, österreichischer Künstler und Kulturmanager

 

Herzlichst

Margit Müller-Vorländer